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Frühjahr 2022

Programm

  • Jean Sibelius: En Saga
  • Oscar Byström: Andantino
  • Jean Sibelius: Finlandia
  • Pause
  • Samuel Coleridge Taylor: Ballade
  • Ralph Vaughan Williams: English Folk Songs
  • Malcolm Arnold: Scottish Dances

Informationen zu Werken und Komponisten

Samuel Coleridge-Taylor

Samuel Coleridge-Taylor (1875-1912) wurde in London als Sohn eines aus Sierra Leone stammenden Arztes und einer englischen Mutter geboren. Der junge Samuel zeigte früh hohe musikalische Begabung und trat im Alter von 15 Jahren ins Royal College of Music ein. Er war Student von Sir Charles Villiers Stanford. 1898 wurde Coleridge-Taylor selbst am Royal College als Violinlehrer angestellt. Mit zunehmendem internationalem Erfolg und der persönlichen Auseinandersetzung mit seinen afrikanischen Wurzeln, wurde Coleridge-Taylor auch in den USA bekannt und zu einer Identifikationsfigur der Afroamerikaner. Er starb im Alter von nur 37 Jahren an einer Lungenentzündung.

Die Ballade for Orchestra Op. 33 entspricht ganz dem edwardianischen Stil. Opulent und schwelgerisch werden die Dimensionen eines grossen Symphonieorchesters ausgekostet. Das Werk entstand 1898 anlässlich der Teilnahme an einem renommierten Festival in Gloucester zu welchem Coleridge-Taylor auf Empfehlung von Edward Elgar eingeladen worden war. Unüberhörbar sind darin musikalische Vorbilder wie Tchaikovsky, Dvorák und Grieg.

Oscar Byström

Der schwedische Komponist Oscar Byström (1821-1909), Sohn eines Militäroffiziers, verfolgte ebenfalls eine militärische Karriere, machte aber bald auch als Pianist und Komponist auf sich aufmerksam. Byström wurde 1872 Professor an der königlichen Musikakademie in Stockholm und leitete später die Orchestergesellschaft in Turku (Finnland). Zunehmend verschrieb er sich der Kirchenmusik und reiste für seine Studien nach London, Paris, Mailand und Rom. Zurück in Stockholm führte er die Musik von Orlando di Lasso und Palestrina auf und machte sich einen Namen als Herausgeber der Choräle Martin Luthers und mittelalterlicher schwedischer Kirchenlieder.

Das Andantino in d-moll verbindet auf wundersame Weise an Mendelssohn erinnernde Leichtigkeit mit nordischer Schwermut. In wiegendem Takt fliesst die Musik dahin, sehnsüchtige Melodien steigen auf und münden schlussendlich nach einem unheilvoll anschwellenden Crescendo abrupt in den Schluss mit zwei leisen Pizzicato-Akkorden.

Malcolm Arnold

Malcolm Arnold (1921-2006) war Sohn eines wohlhabenden Schuhfabrikanten. Er studierte am Royal College of Music in London Komposition bei Gordon Jacob und Trompete bei Ernest Hall. Danach wurde er Trompeter beim London Philharmonic Orchestra (1941 bis 1948), zwischenzeitlich auch im BBC Symphony Orchestra. Ab dem Ende der 1940er Jahre widmete er sich gänzlich der Komposition. Er wurde 1970 Commander des Order of the British Empire und erhielt 1993 den Ritterschlag als Knight Bachelor.

Die vier Scottish Dances sind heitere, volkstümlich gestimmte Tanzsätze. Neben neun Symphonien, Kammermusik und Solokonzerten (darunter eines für Mundharmonika) schrieb Arnold die Musik zu 132 Filmen und gewann 1952 sogar einen Oscar mit der Musik zu «die Brücke am Kwai». Seine durchwegs tonal gehaltenen Werke sind voller humorvoller Einfälle.

Jean Sibelius

Jean Sibelius eigentlich Johan Julius Christian Sibelius (1865-1957) wurde in Finnland in eine schwedischsprachige, sehr musikliebende Familie geboren. Er war ein sehr eigenwilliger Komponist, der eine ganz persönliche Musiksprache gefunden hat. Obwohl ihn seine Studien nach Berlin und Wien geführt haben, hört man seinem Kompositionsstil den Einfluss zeitgenössischer deutschen Musikgrössen wie Brahms, Bruckner und Wagner nicht an. Viel mehr fand er Inspiration in der finnischen Sagenwelt und auf einer Reise durch Karelien (historische Landschaft im Norden Finnlands und Russlands) bei der er die Sänger von Runen (gesungene Verse des Nationalepos Kalevala) aufsuchte und ihre Melodien aufschrieb. Auslöser für die 1892 entstandene En Saga Op. 9 soll ein Ritt im Mondenschein durch die Landschaft von Karelien gewesen sein. Dieses frühe Werk weist noch deutlich romantische Züge auf und dennoch kommt Sibelius’ Personalstil schon klar zum Vorschein. Die 4-sätzige Lemminkäinen-Suite Op. 22 war das Ergebnis eines Versuchs zu einer Oper. Dieses Vorhaben hat Sibelius wieder aufgegeben, dafür wurde der zweite Satz der Suite Der Schwan von Tuonela zu einem seiner berühmtesten Werke. Die aus den wenig später entstandenen Scènes historiques stammende symphonische Dichtung Finlandia gelangte zu Weltruhm und wurde zur inoffiziellen Landeshymne Finnlands auf dem Weg in die Unabhängigkeit von Russland. Kennzeichnend für Sibelius’ Kompositionen sind bevorzugt tiefe Register sowie Spaltklänge, also die Kombination von sehr tiefen mit sehr hohen Instrumenten. Die nordische Volksmusik ist immer spürbar, wenn auch nie konkret zitiert. Sein Hang zu Schwermut bis hin zur Depression kann man in seiner Musik nicht überhören. Doch da gibt es immer auch Freudentaumel und wilde Entschlossenheit, wie in Finlandia. Warum Sibelius nach 1930 bis zu seinem Tod keinen Ton mehr zu Papier gebracht hat, darüber rätselt die Musikwelt bis heute. Interessant ist, dass Sibelius in angelsächsischen Ländern bereits zu Lebzeiten und bis in die Gegenwart sehr viel mehr gespielt und geschätzt wird als im deutschsprachigen Raum.

Ralph Vaughan Williams

Ralph Vaughan Williams (1872-1958) ist neben Edward Elgar wohl einer der bedeutendsten englischen Komponisten, der sich auch international einen Namen machen konnte. Er studierte, wie Samuel Coleridge-Taylor, am Royal College of Music bei Charles Villiers Stanford und später in Berlin bei Max Bruch sowie in Paris bei Maurice Ravel. Vaughan Williams war neben seiner kompositorischen Arbeit als Organist, Dirigent und Herausgeber des englischen English Hymnal (anglikanisches Kirchengesangbuch) sowie als Sammler von englischen Volksliedern tätig.

Die English Folk Song Suite hat Vaughan Williams 1923 im Auftrag der Royal Military School of Music at Kneller Hall für Militärkapelle geschrieben. Er hat sich sehr über diesen Auftrag gefreut, der sich von seinem sonstigen Schaffen unterschied. Gordon Jacob, ein Student von Vaughan Williams hat das Werk ein Jahr später für grosses Symphonieorchester arrangiert. Die dreisätzige Suite besteht aus zwei Märschen und einem Intermezzo und zitiert viele verschiedene englische Volkslieder.